Sie finden keine engagierten Mitarbeiter?

Genau damit ist jetzt Schluss!

In meinem letzten Beitrag ging es darum, dass heute mehr als die Hälfte der unter 35-Jährigen lieber kündigen würden als unglücklich im Job zu sein.

Und genau das spüren jetzt in der Post-Corona Zeit viele Branchen. Auch Apotheker sind davon massiv betroffen – und die Lage hat sich verschärft:

Apotheken finden sich heute nicht nur in einem Kunden-Markt wieder, in dem sich der Kunde aussucht, wem er vertraut und wo er kauft;
auch bzgl. der Mitarbeiter hat sich die Welt auf den Kopf gestellt: Apotheker befinden sich heute  auch in einem Arbeitnehmer-Markt, in dem sich Mitarbeiter aussuchen (können), wo und wie sie arbeiten möchten.

Das wiederrum bedeutet: Als Arbeitgeber muss man heute Zukunftsperspektiven aufzeigen, Angebote und Antworten parat haben, die den Arbeitsplatz für Mitarbeiter interessant und erstrebenswert machen.

Großteils stehen Apotheker damit vor einem scheinbar unlösbaren Problem:

Sie können Mitarbeiter zwar anweisen, was sie zu tun haben und wie. Doch welchen  tiefgehenden – und damit motivierenden – Sinn  ihre Arbeit hat und bewirkt, das können die meisten Apotheken-Arbeitgeber nicht mehr schlüssig weitergeben (weil sie sich diese unternehmerisch elementare Frage meist selbst nicht beantworten können).

Den Sinn – oder neudeutsch „Purpose“ – sollen sich die Mitarbeiter dann gefälligst selbst irgendwie suchen.

Es geht aber auch ganz anders.

Als ich im Februar bei meinem Kunden David Alkewitz, der zwei Apotheken in Calbe/Leipzig führt, mein Zukunft-Workshop mit dem Team abhielt, erzählten mir 2 neue  Mitarbeiter, dass sie  ursprünglich in Bremen gelebt haben und bei der Jobsuche auch ein Job-Angebot in Berlin hatten.

Dann ist ihnen die Stellenanzeige meines Kunden ins Auge gestochen. Was sie da gelesen haben, hat den beiden dann so gut gefallen, dass sie sich nach dem persönlichen Kennenlernen dazu entschlossen mit Sack und Pack in das recht verschlafene Örtchen Calbe zu ziehen.

Was bewegt zwei Junge Menschen sich nicht für die  Annehmlichkeiten und Möglichkeiten zu entscheiden, die eine Arbeitsstelle in einer Großstadt auch als  Wohn- Und Lebensort bietet?

Das wollte ich genau wissen: Strahlend über das ganze Gesicht erzählten mir die beiden von der Vision, dem Zukunftsbild  der Apotheke und was hier noch bewegt werden wird – und vor allem was sie hier selbst bewirken können. Sie haben mir strahlend vom tiefgehenden Sinn erzählt, der ihre Arbeit hier für sie macht, wie sehr sie das begeistert und motiviert.

Wie ist das dem Apotheken-Unternehmer David Alkewitz gelungen?
Er hat seine unternehmerischen Hausaufgaben gemacht und all diese wichtigen zukunftsrelevanten Fragen und Punkte zunächst mal für sich erarbeitet und festgelegt (ich durfte ihn dabei begleiten).
Ihm war klar, dass er – wenn er motivierte Mitarbeiter haben möchte, klare Zukunftsaussichten und Sinn bieten muss. Einen Wirkungsbereich und nicht nur einen Arbeitsplatz.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wer sich als Apotheker mit seinem Unternehmen nicht klar am Markt ausrichtet und glaubwürdig kommuniziert und vermitteln kann, wofür die Apotheke steht und WARUM er eine Apotheke führt, wird auch keine Mitarbeiter gewinnen können. Und schon gar keine, die sich für seine Ziele motiviert ins Zeug legen.

Für die Arbeitsmotivation ist das extrem wichtig, denn:

Nur wer seinen Sinn gefunden hat, übernimmt Verantwortung.

Was viele immer noch nicht sehen: Es ist Unternehmer-Aufgabe ein klares WARUM und den Sinn ihres Unternehmens Apotheke zu finden und zu definieren.

Unternehmerisch lassen sich auch erst dann erfolgversprechende Ziele, Strategien und Maßnahmen ableiten – und ja:  Erst dann werden sie Mitarbeiter finden, die mit Freude und Elan an diesen erfolgsversprechenden Zielen arbeiten.

Oberflächliche Floskeln helfen da nicht weiter und auch mit ein bisschen Mindest-Arbeit ist es nicht getan.

Als Apotheken-Betreiber müssen Sie heute Antworten auf folgende Fragen parat haben, wenn Sie motivierte Mitarbeiter für sich gewinnen wollen:

WHO – Für wen arbeite ich?
WHY – WARUM  arbeite ich ?
HOW – WIE arbeite ich ?

Und es braucht gelebte sinnstiftende Führung in der Apotheke  – die allerdings nur gelingt, wenn sie sich selbst alle diese Fragen beantworten können und die Unternehmensführung ihrer Apotheke danach ausgerichtet haben/ausrichten.

Wie sehr sich Mitarbeiter in ihrem Job engagieren, hängt primär davon ab, als wie sinnvoll sie ihre Tätigkeit erfahren. Deshalb sollten Führungskräfte wissen, aus welchen Wurzeln sich das auch „Purpose“ genannte Sinn-Empfinden ihrer Mitarbeiter speist.

Sehen wir uns diese einzelnen Fragen genauer an:

WHO: Für wen arbeite ich?

Wofür steht diese Apotheke? Welche Werte stehen für diesen Betrieb? Wo finde ich mich als Mitarbeiter wieder, was interessiert mich hier besonders? In welchen Bereichen kann ich mich also fortbilden, weiterkommen?

Die Motivation erwächst daraus, sich als Teil eines größeren Ganzen zu verstehen, mit der Arbeit einen wichtigen Beitrag für den Gesamterfolg leisten wollen. Stolz auf das zu sein, was erreicht werden will.

Dabei kann sich der Stolz aus unterschiedlichen Wurzeln speisen – nicht nur bzgl. rein pharmazeutisch-fachlicher Aspekten – sondern auch daraus, dass die Apotheke modern aufgestellt und digital präsent ist, modern arbeitet und kommuniziert, eine klare Strategie hat, die den Mitarbeitern als gemeinsamen Weg vorgestellt wurde. Ein Weg an dem sie Mitarbeiten und sich aktiv einbringen dürfen.

Oder dass seine flache Hierarchie den Mitarbeitern große Gestaltungsspielräume lässt.

Wieder andere Menschen ziehen Sinn primär daraus, dass sie mit ihrer Arbeit in ihren Augen einen Beitrag zum Wohlergehen oder zur Weiterentwicklung der Gesellschaft leisten.

Wofür steht diese Apotheke? Was möchte diese Apotheke für Ihre Kunden erreichen/bewegen?
Wofür setzt sich die Apotheke ein – z.B. für bestimmte Menschengruppen, Nachhaltigkeit, oder Tierschutz?

Das kann aber auch eine lokale oder regionale Gemeinschaft sein.

Was das für Sie als Arbeitgeber bedeutet:

Beantworten Sie die Fragen:

Für wen „arbeitet“ Ihre Apotheke? Welche Werte werden in Ihrer Apotheke gelebt?
Wofür setzt sich Ihre Apotheke ein? Was möchte diese Apotheke für Ihre Kunden erreichen/bewegen? Ist die Apotheke auf bestimmte Personen /Altersgruppen /Lifestyle-Themen/Krankheitsbilder spezialisiert? Oder stehen Heime im Vordergrund?

Je stärker sich Ihre Mitarbeiter mit dem „Who“ identifizieren können, desto selbstverantwortlicher und engagierter arbeiten sie. Daher sollte Ihre Apotheke auf diese Frage eine Antwort haben.

Why: Warum arbeite ich?

Warum arbeitet ein Mensch gerne in seinem Unternehmen?

Eine erste Antwort auf diese Frage gibt die Anekdote von einem Steinbruch im Siebengebirge. In ihr fragt ein Besucher unmotiviert vor sich hin werkelnde Steinmetze, was sie denn täten. Sie antworten: „Wir behauen Steine“. Da fällt der Blick des Besuchers auf einen hochmotivierten und -engagierten Steinmetz und er fragt ihn, was er denn tue. Seine Antwort: „Ich baue am Kölner Dom mit.“ Dieser Steinmetz hat in seiner Alltagsarbeit einen höheren Sinn gefunden, deshalb arbeitet er hochmotiviert und -konzentriert.

Auch Mitarbeiter (nicht nur Kunden) begeistern sich nicht für dafür was Sie als Apotheker tun, sie interessiert und  begeistert, WARUM Sie es tun. Das liegt daran, dass Emotionen Verstand übertrumpfen. Wenn wir eine Entscheidung treffen, die auf einem starken Warum basiert, sind wir im Kern davon überzeugt.

Nur wenn Sie als Arbeitgeber selbst genau wissen, warum Sie Ihre Apotheke führen, werden Sie am Arbeitsmarkt interessant und bei Ihren Mitarbeitern ein Gefühl der Zugehörigkeit erzeugen können.

Was das für Sie als Arbeitgeber bedeutet:

„Wenn du andere inspirieren möchtest, erzähle ihnen zuerst, warum du Dinge tust, und nicht, was du tust und du wirst eine massive Veränderung erleben.“

Stellen Sie auch bei der Mitarbeitersuche Ihr WARUM in den Mittelpunkt, erzählen Sie, was Sie bewegen möchten. Zeigen Sie, woran sie glauben und warum sie tun, was sie tun – und sie sprechen die Gefühle der Menschen an.

Sie bieten ein  Warum und damit einen WIRKUNGSBEREICH und nicht einfach nur ein „Job“ .

How: Wie arbeite ich?

Mit dem “How” definieren Sie die Spezifikationen Ihrer Leistungen. Dazu stellen Sie sich folgende Fragen:

Wie sieht Ihre Leistung aus und was sind Ihre Alleinstellungsmerkmale?
Wie erreichen Sie Ihre operativen Ziele?

Für Mitarbeiter sind auch diese Aspekte sehr wichtig. Sie wollen verstehen, sich einbringen und sich als  Teil des großen Ganzen fühlen. Auch Apotheken können hier innovative und moderne Wege einschlagen. Die Digitalisierung ist nicht nur längst Teil unseres täglichen Lebens, sondern auch längst Teil des Gesundheitsmarktes. Mitarbeiter möchten nicht mehr in einem veralteten Betrieb arbeiten. Sie brauchen die Sicherheit, dass Ihr Arbeitgeber zukunftsorientiert aufgestellt und Ihr Arbeitsplatz damit sicher ist.

Was das für Sie Arbeitgeber bedeutet

Beantworten Sie die Fragen:

Für welches „How“ steht Ihre Apotheke primär?
Welchen Menschen bietet sie eine Andockstelle, um hieraus ihren persönlichen Sinn abzuleiten?

Diese Frage zu beantworten ist wichtig, denn: Je stärker sich Ihre Mitarbeiter nicht nur mit dem „Für wen“ und dem „Warum“ Ihrer Apotheke identifizieren, sondern auch mit deren „Wie“, umso bereitwilliger übernehmen sie eigeninitiativ Verantwortung.

Gelebte sinnstiftende Führung

Als Apotheken-Unternehmer ist es daher wichtig zu  kommunizieren, wofür Sie stehen – nicht nur bzgl. Ihrer Ausrichtung (Positionierung) am Markt, sondern auch in puncto Führung.

Je klarer die Kommunikation, umso besser können sich potenzielle Bewerber einfühlen, inwiefern sie persönlich in diesem Unternehmen einen Sinn in ihrer künftigen Arbeit finden könnten.

Und umso weniger Zeit und Energie müssen Sie später  investieren, um ihren Mitarbeitern den großen Sinnzusammenhang aufzuzeigen. Denn diese sind dann von sich aus überzeugt: „Hier bin ich am richtigen Ort“ und entsprechend stark intrinsisch motiviert.

Viktoria Hausegger
Expertin für Unternehmerwissen, Positionierung & Marketing für Apotheken
Gründerin der Akademie für Apotheken-Unternehmer
Autorin dieses Fachartikels

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